25.09.2024
Hi folks!
Heute wird’s lustig. Nach jedem Sommer, den der Herr werden lässt, wächst in mir nämlich Anfang Herbst das Mitleid mit den Musikanten und Schauspielern dieser Welt. Der Grund dafür ist, dass sich einige Zeitgenossen immer wieder um diese Jahreszeit auch für die D- und F-Promis der Provinz was einfallen lassen. Diesbezüglich lernt man einfach nie aus und die Geschichten sind doch immer recht amüsant.
So schrieb, lustig, lustig tralallallala, ein Journalist jüngst einen Bericht über ein Konzert, das zu dem Zeitpunkt, als er seinen Bericht veröffentlichte, noch gar nicht stattgefunden hatte. Bereits am zwölften September 2024 konnte man in der Zeitung lesen, was am einundzwanzigsten September 2024 stattfinden sollte:
„Während manche Fans bereits beim Eröffnungstitel „Highway Star“ auf Rockwolke 7 schweben und begeistert mittanzen, verfolgen andere gebannt und mit kritischem Blick das Geschehen auf der Bühne. „Klingen sie originalgetreu oder verleihen sie der Vorlage eine ganz eigene Note? Das ist die Frage, die vielen Musikliebhabern bei „Space Truckers“-Konzerten einen Abend lang durch den Kopf geht.“
Und was soll man sagen? Genau so war’s dann! Recht hat er gehabt mit seinem Blick in die Glaskugel und der Verschiebung temporärer Vorgaben. Es steht nur zu hoffen, dass dieses Beispiel nicht Schule macht. Das wäre nämlich nach den lausigen Centbeträgen von spotify und der Unsitte kostenloser musikalischer Darbietungen allüberall der nächste Nackenschlag für die gebeutelte Musikerschar: Wenn man im Vornherein schon weiß, was bei Konzerten passiert, braucht man nicht mehr hinzugehen und kann sich schon zwei Jahre früher drüber unterhalten, wie’s denn wohl gewesen sein wird. Töne werden gespielt worden sein, die Getränke werden zu teuer gewesen sein und die Deutsche Bundesbahn wird dafür gesorgt haben, daß durch Vollsperrung der Zufahrt eh niemand hinkönnen können gekonnt hätte. Was am vergangenen Wochenende übrigens tatsächlich so passiert ist. Aber das ist eine andere Geschichte. Sonst wird das hier zu lang und man will ja eigentlich was ganz was anderes noch erzählen.
Denn nicht nur die Journaille versteht sich auf weise Blicke in Glaskugeln, auch unter den Leuten ist nicht anders. Und die sind in der Regel in der Mehrzahl. Diese Stadt ist ein Dorf! Und wie es in Dörfern eben ist, umgibt einen mal mehr und mal weniger törichtes Geplauder. Im Moment ist es wieder mal eher so, daß mehr bis viel zu viel davon herumschwebt. Das liegt wahrscheinlich am facebook’schen Sommerloch. Die BILD-Zeitung hatte früher immer eines. Und ein paar andere Blätter natürlich auch. Die Leut‘ erzählen halt gern, gell? Das Blöde am aktuellen Zeitgeschehen ist, dass die Leute zu glauben scheinen, facebook oder X oder wie das ganze Zeug heißt, hätten etwas mit der Realität zu tun. Und dass das ganze Leergeplauder da drin dann in der wirklichen Welt plötzlich wahr wird. Das ist aber nicht so. Reden wir nicht lange drum rum, setzen wir mal wenigstens die Idiotien zurecht, die mir allein im Lauf der letzten zwei Wochen in die Lauscher gefahren sind:
NEIN! Ich bin nicht bei den Freimaurern. Das mit dem „Maurer“ kann ich noch nachvollziehen. Das mit dem „Frei“ im Sinne von „freischaffend“ auch. Beides zusammengesetzt ist im Bezug auf meine Wenigkeit aber nicht zutreffend. Auch wenn die Leerplauderer das gerne hätten. Schön wäre das ja, weil, wenn der Porzel jetzt ein Freimaurer wäre, dann könnte man nächste Woche gleich damit weitermachen, daß er bei Vollmond um Mitternacht das Blut von Jungfrauen trinkt. Das macht er aber nicht. Es tut mir wirklich selber in der Seele weh, aber ich muss da auf ganzer Linie enttäuschen. Ihr müsst euch da jemand anderen suchen.
NEIN! Ich gebe gar keinen Unterricht und kann demzufolge auch kein Verhältnis mit der Mutter einer Schülerin haben. Ich hatte, davon abgesehen, in fremdgeherischer Hinsicht auch anderweitig noch nie eines. Das heißt im Klartext, dass ich weder eine Schülerin habe, noch ein Verhältnis mit einer Mutter einer Schülerin, noch irgendwelche Verhältnisse mit oder zu Frauen aller Art außer meiner eigenen. Das gilt diesseits und jenseits der Regnitz und auch mittendrin; weder in der Stadt der Leerplauderer noch sonst irgendwo auf diesem Planeten. Ja, auf dem Mars oder Jupiter, da könnte es natürlich gut sein, daß ich da ein Verhältnis habe. Vielleicht eine Art Fernbeziehung zu irgendeinem Gesteinsbrocken da draußen. Aber terrestrisch ist mir da nichts bekannt. Bleibt die Frage, ob mir das jetzt in der Stadt der Leerplauderer einer glaubt. Wahrscheinlich nicht, weil der Mensch im Glauben verwachsen ist. Aber es soll eben keiner sagen können, ich hätte nichts gesagt.
NEIN! Wenn ich jemandem in der Musikbranche ein Produkt empfehle, dann tu ich das nicht, weil ich von einer Firma dafür Geld kriege oder Leute betrügen will. Ich tu das höchstens, weil ich gute Erfahrungen mit dem betreffenden Produkt gemacht habe. Selbiges empfehle ich dann, wenn mich jemand fragt. Außer ich kann jemanden nicht leiden. Zum Beispiel Glaskugeljournalisten. Denen empfehle ich schon mal irgendein rostiges Blech vom Schrottplatz. Oder harziges Fichtenholz zum Möbelschreinern oder so was. Das kann schon mal passieren, wenn sich einer gar zu blöd aufführt. Wenn ihr also irgendwo ein selbstgezimmertes Möbelstück seht, aus dem das Pech raustropft und den Teppich einsaut, dann liegt das wahrscheinlich daran, daß der Besitzer des Möbels irgendwann irgendeinen Stuss erzählt hat. Ansonsten empfehle ich bei Musikinstrumenten, Autos, Essenseinkäufen oder Möbelstücken lediglich das, was ich guten Gewissens eben empfehlen kann.
NEIN! Ich habe nicht behauptet, dass Bands oder Musiker bei einem alljährlichen Musikfestival in der Leerplaudererstadt kein Geld oder keine Gage kriegen. Man kann zu einigen Gegebenheiten in musikalischer oder organisatorischer Hinsicht durchaus anderer Auffassung sein, als andere Leute das sind. Aber ich habe nie behauptet, dass irgendwelche Akteure da nicht bezahlt werden. Und wenn die Leerplauderer sich auf den Kopf stellen, mit den Zehen wackeln und dazu La Paloma pfeifen: Das macht das Leergeplauder nicht wahrer, Herrschaften! Wer’s nicht glaubt, möge den strapazierten Glaskugeln etwas Ruhe gönnen und die dazu befragen, die dort ihrer Arbeit nachgehen.
Sodeli. Das wär’s erstmal für die vergangenen anderthalb Wochen.
Ansonsten bleibt mir noch zu erwähnen, dass es im Falle irgendwelcher offener Fragen so etwas wie e-mail -Adressen und Websites und so Sachen gibt. Falls also einer der Leerplauderer vor dem Verbreiten eines Gerüchts Fragen stellen möchte wie „Sag mal, Porzel, was hab ich da gehört? Du bist jetzt bei den Freimaurern, trinkst Jungfrauenblut, hast mindestens zwölf Verhältnisse mit Gesteinsbrocken vom Saturn und den Müttern von anderen Leuten und lässt Journalisten harziges Holz und rostige Scharniere benutzen, wenn sie Möbel bauen?“, dann kann er das ja machen, indem er oder sie eines dieser neumodischen Digitalkonversationsmedien benutzt. Bis dahin können mir sämtliche Leerplauderer mal den Buckel runterrutschen und dazu den Frack raufsteigen. Und wenn ihr anderen, vernünftig gebliebenen Leser draußen in der weiten Welt die Hälfte von dem Leergeplauder glaubt, dann reicht das auch. Die andere Hälfte kann dann ja jemand anders übernehmen. Die Welt ist eh schlecht genug beieinander.
Tschüsschen, macht’s gut und bis die Tage
Steff